Wo spüren Fachkräfte und Kinder den Klimawandel in der Kita?
Die ernüchternde Antwort lautet: überall. Sich aufheizende Räume, vertrocknende Außenanlagen, erhöhte Anforderungen an den Schutz der Kinder vor UV-Strahlung, Hitze, Infektionskrankheiten, Atembeschwerden – die Liste ist lang. Der Klimawandel durchdringt alle Bereiche des Lebens, was auch Sorgen und Ängste auslöst. Kinder haben Fragen und die Zukunft ist ungewiss. So kommen zu den körperlichen noch psychische Belastungen hinzu.
Keine guten Nachrichten also?
Eine andere Facette ist ebenso wichtig: Das Thema Nachhaltigkeit hält immer mehr Einzug in Kitas. Kinder und Fachkräfte setzen sich dafür ein, Strom und Wasser zu sparen, Plastikmüll zu reduzieren und das Außengelände für Hochbeete und Insektenhotels zu nutzen. Diese Ansätze bereichern den Kita-Alltag und geben Kindern wie Fachkräften Gelegenheit, sich selbstwirksam gegen den Klimawandel zu engagieren.
Der Klimawandel ist ein globales Problem. Warum sollten Kitas sich dennoch mit dem Thema beschäftigen?
Kinder sind für die Auswirkungen des Klimawandels besonders vulnerabel und sie sind die Bevölkerungsgruppe unter uns, die noch am längsten auf unserem Planeten leben wird. Deswegen ist es wichtig, sie bestmöglich zu schützen und sie gleichzeitig für unser aller Verantwortung mit Bedacht zu sensibilisieren. In der frühen Kindheit können wir wichtige Werte zu den Themen Umwelt, Natur und Konsum diskutieren und prägen. Klimawandel und Nachhaltigkeit in den Kita-Alltag zu integrieren kann also helfen, die Gesundheit der Kinder kurz- und langfristig zu schützen und gleichzeitig die Weichen für eine Gesellschaft zu stellen, in der Umwelt- und Naturschutz wichtige Grundwerte sind. Selbst ins Handeln zu kommen, stärkt außerdem das Gefühl der Selbstwirksamkeit und kann sich positiv auf die Resilienz von Fachkräften und Kindern auswirken.
Was können Einrichtungen jetzt tun?
Schon über Fragen des Klimawandels nachzudenken, ist als erster Schritt ganz entscheidend: Wie können sich die Kinder und das Personal vor den Folgen schützen? Wie kann die Einrichtung nachhaltiger agieren? Als Einstieg kann beispielsweise der Aspekt Hitzeschutz dienen, da längere und intensivere Hitzeperioden eine der spürbarsten Konsequenzen des Klimawandels sind.
Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte der Veranstaltung?
Zwei Impulsreferate von Fachleuten haben die Veranstaltung besonders bereichert: Dr. Julia Schoierer gab einen umfassenden Überblick über gesundheitliche Folgen des Klimawandels für Kinder sowie Kitas und fügte viele lose Fragen und Ideen zu einem Gesamtbild zusammen. Dr. Sascha Tyll sprach zum Thema Psychisches Klima und Kommunikation und brachte zahlreiche Anregungen für die Praxis ein. Besonders lebhaft wurde in den sechs thematischen Foren diskutiert. Es herrschte trotz des Themas eine positive Atmosphäre. Das hat dem intensiven Austausch wirklich gutgetan.
Was raten Sie Fachkräften, die sich aktuell mit dem Thema beschäftigen möchten?
Wir geben Fachkräften drei Tipps und Hinweise mit auf den Weg: Knüpfen Sie Kontakte! Sprechen Sie mit Leitung und Träger. Und: Besorgen Sie sich Material. Kontakte zu anderen Fachkräften, Verbänden und Initiativen geben wichtige Impulse für die eigene Arbeit. Miteinander im Gespräch zu sein, hilft dabei, ein eigenes Netzwerk aufzubauen, geeignetes Material zu finden und konkrete Schritte zu planen. Es gibt bereits gute Anlaufstellen wie etwa das Kita-KlimaNetzwerk oder regionale Angebote wie „KlimaKita.NRW“.
Die Fragen stellte Matthias Bergediek, Redaktion kindergarten heute.
Info
Rund um das Thema „Klimawandel und Kita“
sind hilfreiche Quellen, Praxistipps, Unterlagen
und Spielideen auch online verfügbar und können bei den Berufsgenossenschaften oder den
Unfallversicherungsträgern und konkret bei der
DGUV abgerufen werden.